Paracetamol- was man darüber wissen sollte

Paracetamol, gut bekannt auch unter dem Markennamen Benuron®, gilt weithin als verträgliches Schmerzmittel und Fiebersenker, der sogar von Schwangeren und Babys gut vertragen wird. Auf der anderen Seite sehen  Pharmakologen Paracetamol als hoch riskante Substanz und fordern die Verschreibungspflicht.

Viele Firmen bringen Paracetamol als Tablette, Saft oder Zäpfchen auf den Markt. Zudem ist es in verschiedenen Kombinationspräparaten gegen Schmerzen oder Erkältung enthalten.

Wirkung und: Wer kann Paracetamol einnehmen?

Paracetamol wirkt fiebersenkend. Wenn man bedenkt, dass Fieber ein Mechanismus des Körpers ist, Krankheitserreger zu bekämpfen, wird man nicht sofort bei jeder erhöhten Temperatur zum „Fiebersaft“ greifen. Ist es jedoch in bestimmten Fällen angebracht, das Fieber zu senken, leistet Paracetamol hier gute Dienste.

Daneben hat Paracetamol auch eine schmerzlindernde Wirkung und hilft bei Zahn-, Kopf- oder Regelschmerzen. Weniger gut bei Arthrose oder Kreuzschmerzen.

Bei Spannungskopfschmerz kann Paracetamol gut helfen, bei Migräne ist die Kombination mit Ibuprofen (oder ASS) und Coffein hilfreicher.

Paracetamol  hemmt keine Entzündungen, so wie das z.B. Ibuprofen oder ASS können. Daher  ist es, wenn Entzündungen im Schmerzgeschehen eine Rolle spielen, wie bei arthritischen Beschwerden, wenig hilfreich.

Wer aber Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (Aspirin) oder Diclofenac (Voltaren) nicht einnehmen kann, weil er einen empfindlichen Magen hat oder herzinfarktgefährdet ist, der ist mit Paracetamol besser beraten.

Babys mit 3kg Körpergewicht  können bereits  ein Paracetamol-Zäpfchen mit 75mg erhalten. Für Ibuprofen müssen Babys mindestens drei Monate alt sein. Aspirin dürfen Kinder unter 12 Jahren gar nicht einnehmen.

Paracetamol wird auch als am besten verträgliches Schmerzmittel in der Schwangerschaft und Stillzeit empfohlen (dazu weiter unten mehr).

 

 

Wann Paracetamol gefährlich ist

Wird Paracetamol eingenommen, gelangt es in die Leber, und wird dort abgebaut. Das passiert so bei allen Substanzen, die wir aufnehmen. Beim Abbau von Paracetamol entsteht ein Stoff, der giftig ist für die Leber. Doch auch dieser Stoff wird erst einmal unschädlich gemacht. Das passiert, indem sich  Glutathion, eine Aminosäurenverbindung, damit verbindet. Gibt es nicht genug Glutathion, verbindet sich das Abbauprodukt mit den Aminosäuren der Leberzellen und bringt diese zum Absterben. Im schlimmsten Fall kann das  zum tödlichen Leberversagen führen.

Solange genug Glutathion vorhanden ist im Körper, ist Paracetamol kein Problem. Die Glutathion-Vorräte können sich aber erschöpfen, wenn zu viel Paracetamol eingenommen wird. Deshalb ist die Höchstdosierung unbedingt zu beachten. Bei Kindern richtet sich die Dosis nach Gewicht und Alter. Eine Erwachsenen-Dosis kann für ein Kleinkind bereits tödlich sein.

Auch wenn die Leber vorgeschädigt ist,  kann sie die Entgiftung nicht bewältigen. Das kann auch der Fall sein, wenn die Leber ständig damit beschäftigt ist, Alkohol zu entgiften.

Wer daher Paracetamol einnehmen will, muss eine gesunde Leber haben. Wer regelmäßig  Alkohol trinkt, sollte auf andere Schmerzmittel ausweichen. Während der Dauer der Paracetamol-Einnahme ist Alkohol verboten.

Bei lange Zeit gewohnheitsmäßig Paracetamol  einnimmt, schadet aber nicht nur seiner Leber, sondern auch der Niere. Eine „Schmerzmittel-Niere“  versagt ihren Dienst mit der Zeit. Dies betrifft neben Paracetamol auch andere Schmerzmittel.

Entscheidend: die richtige Dosierung

Wer eine geschädigte Leber hat oder regelmäßig Alkohol trinkt, nimmt kein Paracetamol ein.

Wer eine gesunde Leber hat, hält sich an die angegebene Dosierung: maximal 3g, das entspricht 6 Tabletten à 500mg innerhalb von 24 Stunden. Die Behandlungsdauer soll 3 Tage nicht überschreiten.

Der Abstand zwischen den Tabletteneinnahmen soll mindestens 4 Stunden betragen.

Bei Kindern richtet sich die Dosierung nach dem Körpergewicht und dem Alter. Die genauen Angaben stehen in der Packungsbeilage. Bei fiebernden Kindern nicht wiederholt ein Zäpfchen oder eine Saftdosis geben: der Zeitabstand muss  6-7 Stunden betragen.

Ein besonderes Risiko besteht, wenn man verschiedene Medikamente einnimmt, die Paracetamol enthalten und dies nicht bedenkt. Paracetamol  vielleicht für die Zahnschmerzen, dann kommen noch Regelschmerzen dazu: Buscopan plus, und schließlich fühlt man sich recht grippal und nimmt ein Wick Medinait. Und schon ist man leicht über die Maximaldosierung hinausgeschossen.

Im Jahr 2010 kamen in Deutschland 850 gesetzlich Versicherte wegen einer Vergiftung mit Paracetamol ins Krankenhaus, 4 starben, 7 brauchten eine Lebertransplantation. Das ist weniger als bei anderen Schmerzmitteln, doch vermeidbar, wenn man sich an die Regeln hält. In den USA ist Paracetamol die häufigste Ursache für akutes Leberversagen. Um das zu verhindern, sind bei uns die Packungsgrößen beschränkt auf 20 Tabletten. Die Einführung einer Verschreibungspflicht wird immer wieder überlegt und sollte in Anbetracht der Risiken eingeführt werden. Solange Paracetamol frei verkäuflich ist, erweckt es den Eindruck, ein harmloses Medikament zu sein.

 

Achtung!

Eine Paracetamol-Vergiftung kann sehr langsam und schleichend verlaufen und wird daher womöglich nicht erkannt. Die Symptome sind oft unspezifisch und ähneln vielleicht den ursprünglich behandelten Symptomen:  Fieber, starkes Krankheitsgefühl, Übelkeit, Bauchschmerzen. Werden also Ihre Beschwerden innerhalb von drei Tagen nicht oder nur vorübergehend besser oder sogar schlechter, gehen Sie bitte schnell zum Arzt. Je früher eine Paracetamol-Vergiftung erkannt wird, desto besser sind die Behandlungschancen.

 

Paracetamol in der Schwangerschaft

Lange Zeit ist  Paracetamol Schwangeren und Stillenden  bei Schmerzen als das Standardmittel  empfohlen worden, denn Hinweise auf toxische Wirkungen für das Baby oder Missbildungen gibt es keine. Doch mittlerweile gibt es immer mehr Hinweise und Studien, dass sich Paracetamol doch langfristig schädlich auf das Baby auswirken kann.

Paracetamol geht über die Placenta in das Gehirn des ungeborenen Kindes über und kann dort die Gehirnentwicklung beeinträchtigen.  Hat die Mutter während der Schwangerschaft Paracetamol eingenommen, so sind die Kinder in späterem Alter deutlich häufiger verhaltensauffällig, hyperaktiv, haben eine geringere Intelligenz und zeigen mehr emotionale Probleme. Eine ADHS-Diagnose mit Ritalin-Medikation ist weiter verbreitet.

Die Studien zeigen auch, dass die Kinder häufiger an Asthma erkranken. Diskutiert wird zudem ein Zusammenhang mit dem Auftreten von Hodenhochstand.

Paracetamol stumpft emotional ab

Wir haben gerade gesehen, dass Paracetamol in der Schwangerschaft die emotionale Entwicklung des ungeborenen Kindes  stören kann. Doch Studien zeigen auch einen Einfluss von Paracetamol auf das emotionale Verhalten von Erwachsenen.

Die genaue Wirkungsweise von Paracetamol ist noch nicht vollständig geklärt, doch weiß man, dass es vor allem im zentralen Nervensystem, also in Gehirn und Rückenmark, ansetzt. Damit lässt sich zum einen die gute fiebersenkende Wirkung erklären, doch auch  Einflüsse auf das Gefühlsleben lassen sich nicht von der Hand weisen.

Paracetamol stumpft die Menschen emotional ab. Nicht nur Schmerzen werden gedämpft sondern auch Empathie. Schon wer eine Paracetamol-Tablette eingenommen hatte, zeigte  in den Studien weniger Einfühlungsvermögen und auch weniger freudige Gefühle. Zudem war die Lärmsensitivität reduziert.

Insgesamt kamen die Wissenschaftler zum Urteil: „Wir wissen nicht, warum Paracetamol diese Auswirkungen hat, aber es ist besorgniserregend“( Prof. Baldwin Way  der Ohio State University).

Empfehlung

Wer bei Kopfschmerzen und gesunder Leber einmal 1-2 Tabletten Paracetamol einnimmt, ist in der Regel auf der sicheren Seite. Bei Kindern gilt die altersgemäße Dosierung.

Vermeiden Sie Schmerzmitteleinnahme in der Schwangerschaft Es stehen reichlich nichtmedikamentöse Alternativen zur Verfügung. Oft genügen ausreichend Ruhe und Schlaf oder  Wärme- oder Kälteanwendungen. Der Schmerzlinderung dienen auch DENAS-Therapie, osteopathische Behandlung, Akupunktur, Magnesium, äußerliche Anwendung von Pfefferminzöl oder Aconit-Schmerzöl,  Homöopathie und  vieles mehr.

Fieber muss oft gar nicht behandelt werden, es ist keine Krankheit, sondern die natürliche Arbeit des Immunsystems. Die Kinder ausziehen, eventuell Umschläge machen, reicht meist aus. Nur wenn das Kind zu Fieberkrämpfen neigt oder durch lange anhaltendes hohes Fieber deutlich beeinträchtigt ist, sollte man an Paracetamol denken. Ab 3 Monate eventuell im Wechsel mit Ibupofen.

Tipp:       Nehmen Sie zum Paracetamol  zusätzlich Acetylcystein ein. Das ist als ACC und als Schleimlöser bekannt. ACC hilft bei der Entgiftung und  schützt die Leber.

Hinweis: dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzt nicht die Informationen in Beipackzettel oder Fachinformation, ergänzt diese aber

Informationen zu anderen Schmerzmittel erhalten Sie hier:

Ibuprofen

Acetylsalicylsäure (Aspirin®)

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