Schwangerschaft und Stillzeit – besser ohne Medikamente

In der Schwangerschaft und auch in der Stillzeit trägt die Mutter eine besondere Verantwortung für das werdende und neue Leben.

Häufig kommt es deswegen zu Fragen rund um die Einnahme von Medikamenten in dieser speziellen Zeit, etwa

  • wenn aufgrund einer chronischen Erkrankung dauerhaft Arzneimittel eingenommen werden
  • bei akuten Erkrankungen wie Infektionen oder Verletzungen
  • bei Medikamenteneinnahme, wenn man noch nichts von der Schwangerschaft wusste
  • bei schwangerschaftsbedingten Beschwerden wie Übelkeit , Rückenschmerzen oder Sodbrennen
  • bei Beschwerden in der Stillzeit

Seit dem Contergan Skandal ist man besonders vorsichtig geworden, Schwangeren Medikamente zu verabreichen.

Contergan

Ende der 50er Jahre wurde werdenden Müttern gerne das freiverkäufliche Contergan als Schlaf- und Beruhigungsmittel  sowie als Mittel gegen Schwangerschaftserbrechen empfohlen. Im Tierversuch hatte es sich als unbedenklich erwiesen.

Als dann immer mehr Missbildungen auftraten, brachte man, erst nach einiger Zeit, dies in Zusammenhang mit der Einnahme von Contergan. Man stellte fest, dass die Missbildungen auftraten, wenn das Medikament in der sensiblen Phase eingenommen wurde, wenn die Arme und Beine oder das Herz ausgebildet werden, es hier zum Fehlen oder zu Deformation der Arme, Beine oder zu Herzmissbildungen kam.

In Deutschland kamen ca. 4000 Contergan geschädigte Kinder zur Welt. Das Mittel wurde 1961 vom Markt genommen. Seither müssen Medikamente auf fruchtschädigende Wirkung geprüft werden, bevor sie zugelassen werden können.

Das oberste Ziel ist, Risiken zu minimieren!

Auf jede unnötige Arzneimitteltherapie ist zu verzichten und Nutzen und Risiko ist in jedem Fall individuell abzuwägen!

Dies besagen die offiziellen  Richtlinien.  Dazu muss gesagt werden, dass die Ärzte in der Regel geschult sind in der Verschreibung von Medikamenten, weniger im Suchen von Alternativen. Beim Arzt wird also in der Regel, bei festgestelltem Bedarf, das verträglichste der zur Verfügung stehenden Medikamente, ausgesucht werden. Es lohnt sich aber, auch beim Heilpraktiker, der Hebamme oder einem ganzheitlichen Arzt (Anm.: gemeint ist immer auch die  Ärztin!) nachzufragen.

Zu Alternativen aus dem Bereich der Homöopathie, der Pflanzenheilkunde und anderer naturheilkundlicher Verfahren und speziell der nichtmedikamentösen Elektroneurostimulation (DENAS-Verfahren) werde ich mehr im nächsten Artikel schreiben.

Zunächst einmal möchte ich allgemein bleiben:

Die Frage,  zu welchem Zeitpunkt der Schwangerschaft Medikamente eingenommen werden

In den ersten Tagen nach der Empfängnis wandert die befruchtete Eizelle über den Eileiter zur Gebärmutter. Während dieser Tage finden die ersten Zellteilungen statt: aus einer Zelle werden 2, 4, 8, 16… zusammenhängende Zellen.

In dieser ersten Entwicklungsphase (Blastogenese) sterben bis 50% der befruchteten Eizellen ab, diejenigen, die aufgrund von Chromosomenschäden nicht überlebensfähig wären. Auch wenn die Zellen schädigenden Stoffen ausgesetzt sind, gilt meistens das Alles-oder-nichts-Prinzip: entweder sie überleben oder sie sterben ab.

Die Mutter weiß in dieser Zeit in der Regel nichts von der Schwangerschaft und bekommt auch den Spontanabort meist nicht mit.

Bei schwächeren Störungen gibt es zu diesem Zeitpunkt auch die Möglichkeit, dass sich die Zellen vollkommen regenerieren, da sie noch omnipotent und kaum differenziert sind. Jedoch gibt es auch hier die Möglichkeit von Fehlbildungen.

Hat sich der Keim in die Gebärmutter eingenistet, beginnt die nächste Phase der Entwicklung (Embryogenese), etwa bis zur 8. Schwangerschaftswoche. Es bildet sich die Plazenta, über die der Embryo vom mütterlichen Kreislauf versorgt wird. Beim Embryo selbst bilden sich- zeitlich unterschiedlich- die verschiedenen Organanlagen. Während dieser Zeit durchläuft ein Organsystem ein oder mehrere besonders sensible Phasen. Trifft in dieser Phase eine Noxe (schädigende Substanz) ein, kommt es zu Fehlbildungen oder grobstrukturellen Abnormitäten.

 

Ab der 9. Schwangerschaftswoche reifen die Organe immer weiter aus. Störungen in dieser Zeit bedingen eine mangelhafte Entwicklung, Wachstumsrückstand oder funktionelle Störungen. Dabei ist es auch möglich, dass sich leichtere Störungen wieder zurückbilden und nicht mehr feststellbar sind.

Besonders empfindlich ist das Zentrale Nervensystem (ZNS; Gehirn und Rückenmark). Die Ausreifung und Sensibilität besteht während der gesamten Schwangerschaft und ist auch nach der Geburt noch nicht abgeschlossen. Schadstoffe können Störungen des Hormonsystems, der Geschlechtsdifferenzierung oder des Wachstums bewirken, auch können sie Frühgeburten auslösen. Auch nach der Geburt können Medikamente und Noxen über die Muttermilch im kindlichen ZNS Störungen hervorrufen.

Wie wirken Medikamente und wie empfindlich reagiert ein Embryo oder Fetus darauf?

Stark vereinfacht passiert folgendes, wenn ein Medikament eingenommen wird: es wird geschluckt, löst sich auf und gelangt über den Magen in den Dünndarm. Von dort aus wird es in den Blutkreislauf aufgenommen und gelangt so ins Gewebe. Es passiert die Leber, dort wird es chemisch umgebaut, in aktive oder inaktive Formen. Über die Niere, oder auch mithilfe der Galle über den Darm wird die Substanz wieder ausgeschieden.

Wieviel von einer Substanz tatsächlich im Körper ankommt, wieviel ausgeschieden wird, wieviel sich wo anreichern kann, ist von Medikament zu Medikament unterschiedlich. Und ist auch von Mensch zu Mensch verschieden und von vielen Faktoren abhängig.

Das ist verschieden bei Frau und Mann, bei Erwachsenen, bei Kindern, bei Senioren und ganz speziell natürlich bei einem Menschlein, das sich gerade erst entwickelt und im Bauch heranwächst.

Nimmt die Mutter ein Arzneimittel ein, kommt es mehr oder weniger verändert im kindlichen Körper an. Die Plazenta stellt so gut wie keine Schranke dar, so gut wie alles geht über. Nun kommt eine bestimmte Menge Substanz in einem sehr kleinen Körper an, der durch noch mangelhaft  ausgebildete Leber und Niere nicht die Möglichkeit hat, diese Substanz zu verarbeiten und auszuscheiden. Das kann nun sehr leicht zu viel werden.

Das gleiche Problem besteht auch noch in der Stillzeit, da viele, vor allem fettlösliche Stoffe, in die Muttermilch übergehen.

Bitte nicht schnell abstillen!

Muttermilch ist so wertvoll für das Baby:

  • versorgt das Baby optimal mit Nährstoffen
  • sie vermindert die Säuglingssterblichkeit
  • schützt vor Infektionen
  • fördert die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten
  • vermindert das Risiko von Immunkrankheiten wie Morbus Crohn oder Diabetes
  • Stillen ist wichtig für eine enge Mutter-Kind-Beziehung

 

Wie wird getestet, ob ein Medikament teratogen ist?

Teratogen: alle äußeren Einflüsse auf die Entwicklung in der Gebärmutter, die zu körperlichen oder biochemischen Anomalien sowie zu Verhaltensstörungen führen.

Teratogene Einflüsse können sein: Arzneimittel, Genuss- und Rauschgifte, Umweltchemikalien, Strahlungen, Viren

Testungen an Schwangeren finden aus ethischen Gründen natürlich nicht statt.

getestet wird:

  • im Tierversuch, an mindestens zwei Säugetierarten. Die Aussagekraft ist nur relativ, bei Contergan hat der Tierversuch versagt
  • Untersuchungen im Labor
  • rückblickende Untersuchungen: welche Fehlbildungen entstehen nach welchen Ereignissen?
  • begleitende Untersuchungen: Mütter werden während der Schwangerschaft beobachtet

Der vorliegende Wissensstandard ist relativ gut. Sehr viele Medikamente sind in der Schwangerschaft risikoarm.

Dennoch geben die Testungen  nie absolute Sicherheit. Das Zusammenwirken mehrerer Faktoren wird gar nicht erforscht.

Datenbank über die Teratogenität von Medikamenten mit Beratungsstelle:

http://www.embryotox.de

 Richtlinien zum Umgang mit Medikamenten in der Schwangerschaft

  1. Medikamente sind im Sinne einer Risikominimierung möglichst zu vermeiden.
  2. Im gebärfähigen Alter und speziell bei Kinderwunsch und bei Vorliegen einer chronischen Erkrankung bereits vor einer Schwangerschaft auf verträgliche Medikamente achten. Oft lassen sich Medikamente durch Änderungen des Lebensstils und alternative, ganzheitliche Heilverfahren reduzieren.
  3. Beim Eintreten einer Schwangerschaft gleich die Medikation überprüfen lassen.
  4. Es ist abzuwägen: eine nicht behandelte Erkrankung der Mutter kann für den Embryo gefährlicher sein als das Medikament.
  5. Ist ein Medikament nötig, ist das mit dem geringsten Risiko zu wählen.
  6. Warnhinweise (im Beipackzettel) sind zu beachten.
  7. Bei Arzneimitteleinnahme, weil die Schwangerschaft nicht bekannt war, bitte keine Panik und keine unbesonnenen Aktionen wie Therapieabbruch, überzogene Diagnostik, Schwangerschaftsabbruch oder Abstillen. Häufig sind das unnötige Fehlentscheidungen!
  8. Vorsicht ist auch geboten bei freiverkäuflichen und pflanzlichen , sowie allgemein bei alkoholhaltigen Produkten
  9. eine vernünftige Lebensweise, die der Schwangerschaft Rechnung trägt, eine achtsame Ernährung, extra Nährstoffe für den erhöhten Bedarf sowie einfache Verhaltensmaßnahmen beugen oft schwangerschafts- und stillzeitbedingten Beschwerden vor.
  10. Meistens gibt es naturheilkundliche und / oder nichtmedikamentöse Alternativen zu Medikamenten.

 

Zu den verschiedenen Beschwerden, Medikamenten und Alternativen werde ich im nächsten Artikel ausführlicher schreiben.

 

Bei Fragen und  für eine individuelle Beratung könnt ihr euch gerne an mich wenden:

psg@gesundheitswege-gehen.de

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